Das Ehrenamt

Die andere Landschaft

Wenn man das Etschtal hinaufkommt, oder besser noch im Zug sitzt und aus dem Fenster schaut, bemerkt man, kaum in Südtirol angekommen, dass die Landschaft sich verändert hat. Die oft langen und gen Himmel strebenden Giebel der Kirchtürme, die Bauart der Häuser, die Geometrie der Äcker, die verstreuten Höfe in der Hangmitte, die kleinen Kirchen, die von oben hinabblicken, die Landschaft als Gesamtbild, dies alles deutet auf eine traumhafte, ganz eigene Umgebung hin. Wie ist sie entstanden?

Verstreute Siedlungen
Während südländische Völker es vorzogen, in Dorfgemeinschaften zu leben, wohnten nordische gern abgeschieden in kleinen Ortschaften oder auf über das Land verteilten Höfen. Aufgrund dieser atavistischen Kultur kümmern sich diese Menschen, die bekanntermaßen großen Nutzen für die Gegend gebracht haben, hier seit Jahrhunderten um Wälder, Weiden, Wasserläufe, löschen Brände und verhüten andere Katastrophen. Dass wir noch heute diese wunderbaren Landschaften genießen können, ist sicherlich ihnen geschuldet (nähere Informationen auch unter → Andreas Hofer./<6> Die Besonderheit Tirols). Aber wie ist es ihnen gelungen, tagaus, tagein den Kampf gegen die Elemente dieser ungebändigten Natur zu gewinnen?

Zusammenschluss
Die einzige Möglichkeit ihr zu trotzen, besteht in der Zusammenarbeit, im Zusammenschluss und einem stark ausgeprägten Gemeinschaftssinn.
Und dieses Verhalten ist den Menschen in Fleisch und Blut übergegangen und inzwischen sogar Teil ihres Charakters. Es findet Ausdruck in den zahlreichen Institutionen, Zusammenschlüssen und Vereinen, die ehrenamtlich arbeiten und daher unabhängig sind von der öffentlichen Hand, aber dennoch klar dazugehören. Doch wie funktioniert das? Es ist eine Frage der Mentalität.

Ehrenamt

Das, was normalerweise in den italienischen Medien „volontariato“ genannt wird, hat im Deutschen die Bezeichnung „Ehrenamt“ und stellt etymologisch die Verbindung von Amt oder Aufgabe und Ehre her. Amt oder Aufgabe, doch von wem übertragen? Von der Gemeinschaft vor Ort, d. h. von ihr als Ganzem und zwar gemäß den ursprünglichen und ihr eigenen Beziehungen zu Volkseinrichtungen, Vereinen (z. B. Bauernbund) und öffentlichen Stellen. Wenn wir alle die große Bedeutung des Ehrenamtes anerkennen, so haben die Tiroler gut daran getan, ihm diesen Namen zu geben, der ihm zur Ehre gereicht und es aufwertet.
Denn die Ergebnisse sind beeindruckend und vor allem nicht zu übersehen.

Angebote für Touristen
Wer das touristische Potenzial dieser Region voll und ganz ausschöpfen möchte, wird sich nicht nur darauf beschränken, die außergewöhnlichen Skipisten oder den Komfort der verschiedenen Hotels zu nutzen, sondern er wird vielmehr versuchen, dem nachzuspüren und das aufzunehmen, was die umliegende Landschaft vermittelt (vgl. hierzu z. B. → meteorologischer Tourismus). Und dann wird er merken, dass es keinen Ort und keine Gemeinde ab einer gewissen Größe gibt, in der folgende Einrichtungen nicht vorhanden sind:
- Verschönungsverein, also ein Zusammenschluss oder Verein, der sich der Verschönerung des Ortes (Pflege der Grünflächen und Bänke etc.) widmet;
- Tourismusverein oder „Infopoint“, wo meist ortsansässige Mitarbeiter den Besucher mit allen nützlichen Informationen zu den teilweise jährlich wechselnden Tourismusangeboten, Events, Veranstaltungen, Ausflügen etc. versorgen;
- Schützenverein, ein Begriff, der sich nicht nur vom „Bogenschützen“, sondern auch vom „Beschützer“ ableitet (Schütz(en)haus also auch im Sinne von Zufluchtsort); (nähere Informationen auch unter <>→ Andreas Hofer..../ <4>Schützen);
- Alpenverein oder AVS (Alpenverein Südtirol), der sich um die Festlegung und Instandhaltung des Wegenetzes vor Ort kümmert und so eine alte Tradition der Berghöfe fortführt (nähere Informationen auch unter → Die bayerischen Höfe / <3> Das Wegenetz). Oft ist es der Sohn des Bauern selbst, der Mitglied im Alpenverein ist und sich um die Wege, die zum Hof der Familie und der zugehörigen Herberge führen, kümmert;
- Musikkapelle;
- Korps der Freiwilligen Feuerwehr.

Folklore

Es ist kein Zufall, dass dieser Begriff, der im Italienischen folclore lautet, auch das deutsche Wort „Volk“ in sich trägt. All diese Volksgruppen haben ihre traditionellen Trachten, die der Besucher bei Umzügen, anderen Veranstaltungen und historischem Gedenktagen, die an Festtagen oder Jubiläen veranstaltet werden, zu Gesicht bekommt.

Das Bottom-up-Modell
Die Natur lehrt uns, dass eine Lebensform oft nur dann weiterbestehen oder sich durchsetzen kann, wenn sie symbiotisch mit anderen zusammenlebt und dass diese starken Wechselwirkungen im Kleinen, an der Wurzel entstehen und so eindrucksvolle Realitäten schaffen, wie beispielsweise riesige Wälder. Das haben die Tiroler Bauern sehr wohl begriffen, denn sie haben die herrlichen Wälder, die sich dem Besucher heute bieten, geschützt und ausgebaut.
Und das, ohne die Schönheit der Landschaft zu schmälern. Hierin liegen die Stärke und Besonderheit des Tiroler Tourismuskonzepts.
Ein Organisationsmodell, das die Symbiose zwischen landwirtschaftlicher, handwerklicher und gewerblicher Tätigkeit meisterhaft zu nutzen versteht und sich aus ebendiesem Grund auf das Subsidiaritätsprinzip oder anders gesagt, die „Bottom-up-Methode“ stützt.

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