Schloss Runkelstein: Eine Reise in Kunst und mittelalterliches Leben
Nur wenige Schritte von Bozen entfernt thront Schloss Runkelstein auf einem Felsvorsprung am Eingang des Sarntals. Erbaut im Jahre 1237 von den Brüdern Beraldo und Friedrich Vanga, diente es zunächst als strategischer Posten und entwickelte sich rasch zu einer stattlichen Adelresidenz mit unvergleichlichem Charme. Heute ist es dank seiner beeindruckenden Freskenzyklen als das „illustrierte Schloss“ bekannt, die das höfische Leben des 14. Jahrhunderts lebendig erzählen.
Ein Schloss, das Geschichten erzählt
Ein Rundgang durch Schloss Runkelstein gleicht dem Durchblättern eines illustrierten Manuskripts. Jede Wand, jeder Winkel, jeder Saal birgt Erzählungen von Liebe, Ritterturnieren, höfischen Tänzen und dem Alltag der mittelalterlichen Elite.
Der Paar-Saal – Hier beginnt der Rundgang im Schloss. Die Fresken zeigen ein Keulenturnier, ein ritterliches Spiel zur Unterhaltung der Damen. Unter der Szene erscheinen mehrere adlige Paare, daher der Name.
Der Turnier-Saal –Im dritten Stock wird ein lebhaftes Lanzenturnier dargestellt. Adlige in gotischer Kleidung vergnügen sich bei Spielen und Tanz im Schatten des Waldes.
Der Wappen-Saal –Früher „Spielsäle“ genannt, zeigt er die Wappen verschiedener Adelsgeschlechter. Die Fresken in Trockenmaltechnik sind stärker verwittert, doch ihr ursprünglicher Reiz bleibt deutlich sichtbar.
Der Baderaum –der am besten erhaltene Raum: Mit originalen Deckendielen, sternförmiger Blaufarbendecke und dem Wappen der Vintler-Familie. Die genaue ursprüngliche Nutzung ist unklar; Studien vermuten eine repräsentative Funktion.
Die Empore – ehemaliger Rittersaal mit Resten eines romanischen Fensters und einem Fresko aus dem Jahre 1390, das erst in jüngster Zeit entdeckt wurde.
Der Tristan‑und‑Isolde‑Saal –Hier wird eine der berühmtesten Liebesgeschichten des Mittelalters lebendig. Die Szenen folgen einander nahtlos und sind durch Landschaftselemente verbunden – ein faszinierendes visuelles Erzählwerk.
Der Garello‑Saal –Inspiriert vom ritterlichen Poem „Garello von Talblüte“ (Il Pleier, ca. 1230). Leider ging ein Teil des Freskos beim Mauersturz im Jahr 1868 verloren.
Das Sommerhaus –Sommerresidenz der Vintler zwischen 1390 und 1393. Im spätmittelalterlichen Stadtstil gestaltet, enthält es bedeutende Fresken mit Dreiergruppen historischer Persönlichkeiten.
Die Kapelle: Glaube und Schönheit
Die Schlosskapelle war ursprünglich zweigeschossig, wurde jedoch später teilweise als Wohnraum genutzt. Heute sind nur noch Teile der Fresken erhalten, darunter Darstellungen der heiligen Christina von Alexandria, die die Umbauten im 18. und 19. Jahrhundert überdauerten.
Ein Sprung ins Mittelalter – fast vor der Stadt
Schloss Runkelstein ist leicht von Bozen aus erreichbar – mit dem Auto oder dem kostenfreien Shuttlebus ab Waltherplatz. Ein Wanderweg verbindet den Burgfelsen zudem mit den Talfer-Promenaden.
Diese Anlage ist eine gemalte Chronik, ein lebendiges Museum, in dem Vergangenheit in jedem Raum spürbar wird. Ein perfekter Ort für alle, die Kunst, Legenden, mittelalterliche Geschichte und spektakuläre Alto-Adige‑Panoramen lieben.