Schloss Herbstenburg in Toblach: Zwischen Kaiserchronik und dunkler Legende
Mitten im Ortskern von Toblach, direkt hinter der Pfarrkirche, erhebt sich das mächtige Schloss Herbstenburg, umgeben von hoch aufragenden Zinnenmauern, die von einer Vergangenheit voller militärischer Strategie, kaiserlicher Macht und geheimnisvoller Begebenheiten erzählen.
Eine strategische Bastion
Im 16. Jahrhundert kauften die Brüder Kaspar und Christoph Herbst von Herbstenburg Teile der Anlage und bauten sie zu einem zentralen Verteidigungspunkt aus. Unterirdische Gänge verbanden das Schloss mit dem Roten Turm im Nordwesten des Ortes; in den Kellern befanden sich Gefängnisse.
Zwischen 1508 und 1511 diente das Schloss als Residenz für Kaiser Maximilian I. von Habsburg, der hier sein Hauptquartier während des Krieges gegen die Republik Venedig einrichtete. Von hier aus gab er 1511 den Befehl zum Angriff. Zum Gedenken an die Leiden des Krieges ließ er 1519 die „Via Dolorosa“ errichten – den ältesten Kreuzweg Tirols.
Die Legende vom Bettler und den Bußketten
Doch Schloss Herbstenburg ist nicht nur Schauplatz kaiserlicher Geschichte, sondern auch Träger einer düsteren Legende rund um Christoph Herbst und seine Frau Regine Ginneberin.
Während eines Festes – berauscht von Wein und Übermut – ließ Christoph einen Bettler, der um Obdach gebeten hatte, in den Turm sperren. Der Mann wurde vergessen und verhungerte. Als Christoph sich Monate später daran erinnerte, offenbarte er es seiner Frau. Diese gestand, seltsame Laute und Klopfzeichen gehört zu haben, die sie sich nicht erklären konnte.
Tief erschüttert, pilgerten die Eheleute nach Rom. In der Kirche San Pietro in Vincoli, vor den Ketten des Apostels Petrus, legten sie ein Gelübde ab: Sie wollten für den Rest ihres Lebens eiserne Ketten um den Hals tragen. Diese Geste der Buße ist heute noch in der Pfarrkirche von Toblach verewigt, wo ihre Grabreliefs das Paar betend und mit Ketten um den Hals zeigen.
Ein Adelssitz mit ruheloser Seele

Schloss Herbstenburg ist ein Ort, an dem sich Geschichte und Legende verweben – wo kaiserliche Macht auf menschliche Schwächen trifft. Ein Ort, der nicht nur durch seine Architektur, sondern vor allem durch die Geschichten zwischen seinen Mauern beeindruckt und bewegt.