Traditionen und Bräuche in Schenna: Im Rhythmus der Gemeinschaft durchs Jahr
Zu jeder Jahreszeit lebt die kleine Gemeinde Schenna oberhalb von Meran durch religiöse Rituale, Feste und überlieferte Bräuche auf. Sie spiegeln die tiefe Verbundenheit der Menschen mit dem Glauben, der Natur und ihrer Heimat wider. Wer daran teilnimmt, taucht ein in das authentische Südtiroler Lebensgefühl.
Jahresbeginn: Segenswünsche und alte Symbole
- Anfang Januar besuchen die Ministranten die Haushalte in Schenna, bringen Weihrauch und Kreide mit, segnen die Häuser und schreiben die Formel „C + M + B“ mit der Jahreszahl an die Tür. Diese traditionelle Segensformel steht für das lateinische „Christus mansionem benedicat“ – „Christus segne dieses Haus“ – und ist in ganz Südtirol verbreitet.
- Am Abend des Dreikönigstages vollziehen viele Familien das Segensritual selbst, mit Weihwasser und Weihrauch, um das Haus für das neue Jahr zu schützen.
Traditionen im Winter
- Am 16. Januar findet in Schenna ein historischer Markt statt – einst dem Viehhandel gewidmet, heute Treffpunkt für Bauern und Einheimische.
- Mitte Februar gedenkt man Andreas Hofer, dem Tiroler Freiheitskämpfer, der in Südtirol bis heute tief verehrt wird.
Frühling zwischen Glaube und Brauchtum
- Alle zwei Jahre, im März, empfangen Jugendliche der 1. und 2. Mittelschule das Sakrament der Firmung. In traditioneller Tracht, begleitet von ihren Paten und der Musikkapelle, ziehen sie von der Dorfmitte zur Kirche.
- Besonders ist der Palmsonntag: Kinder bringen geweihte Palmzweige in die Kirche und binden daraus kleine Besen, die anschließend an Familien verkauft werden – ein Brauch, der Glaube und Gemeinschaft verbindet.
- Der Sonntag nach Ostern ist als „Weißer Sonntag“ bekannt: Kinder der 2. Klasse feiern ihre Erstkommunion in Festtracht.
Sommer: Prozessionen und Wallfahrten
- An Fronleichnam zieht eine feierliche Prozession durch den Ort.
- Zum Herz-Jesu-Sonntag – einem der bedeutendsten Feiertage in Südtirol – finden Prozessionen statt und Bergfeuer werden entzündet, zur Erinnerung an das Gelöbnis aus Tiroler Freiheitszeiten.
- Am 15. August pilgern Gläubige aus Schenna und Hafling gemeinsam zur Oswald-Kapelle in Meran 2000, um für schönes Wetter zu beten.
- Am 20. August belebt der Sommermarkt das Dorf – eine Gelegenheit, alpines Lebensgefühl zwischen Ständen und Südtiroler Spezialitäten zu erleben.
Herbst: Zeit der Dankbarkeit
- Am letzten Sonntag im Oktober bringen Kinder Körbe voller Obst in die Kirche – ein Erntedankritual, das Glaube und Dankbarkeit gegenüber der Natur verbindet.
- Zu Allerseelen besuchen Familien die Friedhöfe, um die Gräber mit Weihwasser zu segnen – ein stiller Akt, der die Verbundenheit mit den Verstorbenen zum Ausdruck bringt.
Die Traditionen in Schenna erzählen von einer lebendigen Gemeinschaft, die fest in ihrer Geschichte und ihrem Glauben verwurzelt ist. Wer bei Prozessionen, Märkten und Feierlichkeiten mitgeht, spürt das echte Südtiroler Lebensgefühl – wo jeder Brauch Bedeutung hat und jedes Fest zur gemeinsamen Erinnerung wird.











