Tauferer Ahrntal: Wo Traditionen täglich gelebt werden
Im Tauferer Ahrntal sind alte Traditionen keine bloße Erinnerung, sondern fester Bestandteil des Alltags. Die Menschen hier sind tief mit ihrer Geschichte verwurzelt und feiern stolz Bräuche, Rituale und Feste, die das kulturelle Erbe dieses Alpentals lebendig halten.
Traditionen, die die ganze Gemeinschaft bewegen
Zu den beliebtesten und jährlich wiederkehrenden Ereignissen zählen:
Der Krampuslauf (Mitte November–Dezember): Schaurige Gestalten ziehen vor dem Nikolaustag durch die Dörfer. Als Teufel verkleidete Krampusse sorgen mit Glocken, Schreien und wilden Choreografien für Gänsehaut.
Der Almabtrieb (Herbst): Ein buntes und klangvolles Fest, bei dem Kühe und Ziegen mit Blumenschmuck und Glocken geschmückt ins Tal zurückkehren – begleitet von Musik, Volkstänzen und kulinarischen Köstlichkeiten.
Die Herz-Jesu-Feuer: Am Abend des Herz-Jesu-Sonntags leuchten Feuer in Form von Kreuzen, Herzen und Symbolen auf den Bergen. Ein beeindruckendes Schauspiel, das Glaube und Gemeinschaft sichtbar macht.
Die feine Kunst der Klöppelspitze: Stolz des Tales
Eine einzigartige Tradition des Tauferer Ahrntals ist die Herstellung von Klöppelspitzen – ein altes Kunsthandwerk, das sich zu einer wirtschaftlichen Ressource und einem Symbol regionaler Identität entwickelt hat.
Wie alles begann
Nach der Schließung der Kupfermine in Prettau im Jahr 1893 standen viele Familien plötzlich ohne Einkommen da. Auf Initiative von Pfarrer Franz Kleinlercher und den damaligen Grubenbesitzern wurden erste Klöppelkursen für Frauen angeboten.
Die Pionierin: Rosa Kofler Mittermair
Die Technik vermittelte Rosa Kofler Mittermair, eine außergewöhnliche Frau, die in Wien, London und Slowenien das Klöppeln gelernt hatte. Dank ihr entstanden bald erste Schulen, in denen zahlreiche Frauen aus der Region das Handwerk erlernten.
Heute: Ein Handwerk mit Zukunft
1994 wurde der Verein Klöppelschule Prettau gegründet, der bis heute Kurse anbietet und das Kunsthandwerk fördert. Die im Tal gefertigten Spitzen sind international bekannt und für ihre Qualität und Feinheit geschätzt.
Jedes Jahr unterstützt die Autonome Provinz Bozen neue Ausbildungskurse, um dieses traditionelle Wissen lebendig zu halten – eine Verbindung von Geschichte, Kreativität und Gemeinschaftssinn.
Im Tauferer Ahrntal werden Traditionen nicht im Museum aufbewahrt – sie werden gelebt, weitergegeben und neu interpretiert. Wer bei einem Dorffest mitfeiert oder erfahrene Hände beim Klöppeln beobachtet, erlebt eine lebendige Kultur, geprägt von echten Gesten, Leidenschaft und Zusammenhalt. Eine Reise hierher ist auch eine Reise in die Vergangenheit – zum wahren Herzen Südtirols.