Die Steinernen Mandln im Sarntal und die Legende der Hexe Pachlerzottl
Das Sarntal, ein beliebtes Wanderziel und Bewahrer alter Traditionen, ist berühmt für seine eigenartigen „Stoanernen Mandln“: steinerne Säulen aus Sandstein, die sich auf dem Gipfel der Hohen Reisch in 2.003 Metern Höhe befinden. Üblicherweise werden solche Steinfiguren von Wanderern oder Hirten errichtet und dienen als Wegweiser. Doch Felsritzungen und Feuersteingeräte, die in der Umgebung entdeckt wurden, lassen vermuten, dass die Steinernen Mandln des Sarntals bis in die Steinzeit zurückreichen.
Im Winter, wenn dichter Nebel den Gipfel einhüllt, wirken diese Steinhaufen besonders geheimnisvoll und rufen alte Geschichten und Legenden wach. Es heißt, Teufel und Hexen hätten sich genau hier versammelt, um Rituale abzuhalten, Feste zu feiern oder Unwetter heraufzubeschwören. Unter diesen sagenumwobenen Gestalten sticht besonders die Hexe „Pachlerzottl“ hervor – die bekannteste Figur des Sarntals, die diesen Ort regelmäßig aufgesucht haben soll.
Doch die Geschichte der Pachlerzottl ist von Traurigkeit geprägt. Ihr wahrer Name war Barbara Pächlerin, eine der vielen Frauen, die der Hexerei beschuldigt und zum Tode verurteilt wurden. Im Jahr 1540 wurde sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ursprünglich stammte Barbara aus Villanders. Schon in ihrer Kindheit wurden sie, ihre Mutter und ihre Schwester Opfer von Gerüchten und Verleumdungen. In der Hoffnung auf ein ruhigeres Leben zog sie um 1510 mit ihrer Familie nach Sarnthein, wo sie auf dem Stöckelehof arbeitete.
Nach ihrer Heirat mit Chuenz Pächler bewirtschaftete sie mit ihm zusammen den Pachlerhof in Windlahn. Das Paar hatte sechs Kinder. Mit etwa 45 oder 50 Jahren wurde Barbara der Hexerei bezichtigt und in den Kerker von Burg Reinegg gebracht, wo sie gefoltert wurde. Laut den Gerichtsakten soll sie versucht haben, eine gewisse Pachmann-Anndl zu vergiften und zu töten, da sie sie für die Geliebte ihres Mannes hielt. Ob dies jedoch der wahre Grund der Anklage war, bleibt ungewiss.
Nach einem unter Folter erzwungenen Geständnis wurde Barbara am 28. August 1540 tragischerweise zum Feuertod verurteilt. Der Spitzname „Pachlerzottl“ entstand erst im 20. Jahrhundert – zusammengesetzt aus dem Hofnamen „Pachler“ und dem südtirolerischen Begriff „zottl“, was so viel wie „ungekämmt“ oder „verwahrlost“ bedeutet.